Scrollst du dich krank? Warum das Handy auf der Toilette zum Gesundheitsrisiko wird

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Neue Studie zeigt: Smartphone-Nutzung auf dem Klo erhöht das Hämorrhoiden-Risiko erheblich

Es war einmal eine Zeit, da ging man auf die Toilette, um sein Geschäft zu erledigen – und fertig. Fünf Minuten später war man wieder draußen. Heute? Heute wird aus dem stillen Örtchen zum Social Media Hub, und aus fünf Minuten werden schnell mal zwanzig.

Eine brandneue Studie im renommierten Journal PLOS ONE bringt jetzt auf den Punkt, was viele schon ahnten: Das Smartphone auf der Toilette macht uns krank. Und zwar buchstäblich am Hintern.

Die Zahlen sind eindeutig

Die Forschenden der University of Texas Southwestern Medical Center befragten 1000 Erwachsene in den USA zu ihren Toilettengewohnheiten. Das Ergebnis ist so klar wie erschreckend: Menschen, die ihr Smartphone auf der Toilette nutzen, haben ein signifikant höheres Risiko für Hämorrhoiden.

Noch konkreter: Wer länger als zehn Minuten auf dem Klo sitzt, erhöht sein Hämorrhoiden-Risiko um das Dreifache. Und ratet mal, was die häufigste Ursache für diese verlängerten Sitzungen ist? Richtig: Das verdammte Handy.

Von der Zeitung zum Smartphone: Eine kurze Kulturgeschichte der Klo-Lektüre

Dabei ist Lesen auf der Toilette nichts Neues. Unsere Großeltern hatten ihre Zeitung, manche Haushalte hängten sogar extra Zeitungsblätter neben das WC. In den 80ern und 90ern wurden Klo-Bücher populär – kleine Sammlungen von Witzen, Rätseln oder Kuriositäten, perfekt für den kurzen Toilettengang.

Der entscheidende Unterschied: Eine Zeitung oder ein Klo-Buch hat ein Ende. Man liest den Artikel zu Ende, klappt die Zeitung zu und steht auf. Das Smartphone aber? Das ist ein Perpetuum Mobile der Ablenkung. Nach Instagram kommt TikTok, nach TikTok kommen die WhatsApp-Nachrichten, und ehe man sich versieht, sind 20 Minuten vergangen.

Warum längeres Sitzen zum Problem wird

Die Toilette ist anatomisch nicht für Dauersitzen konzipiert. Durch die spezielle Sitzposition wird der Analbereich stärker durchblutet und gedehnt. Was bei einem kurzen Geschäft kein Problem ist, wird bei längeren Sitzungen zur Belastung.

Dr. Sarah Chen, eine der Studienautorinnen, erklärt: „Das längere Sitzen erhöht den Druck auf die Blutgefäße im Analbereich. Kombiniert mit dem Pressen beim Stuhlgang kann das zur Entstehung von Hämorrhoiden führen.“

Dazu kommt: Wer abgelenkt ist, nimmt die natürlichen Signale des Körpers weniger wahr. Man merkt nicht, wenn der Körper eigentlich schon „fertig“ ist, und bleibt unnötig lange sitzen.

Die Smartphone-Falle

Warum ist ausgerechnet das Smartphone so problematisch? Die Antwort liegt in seinem Design: Es ist darauf programmiert, unsere Aufmerksamkeit zu fesseln. Push-Benachrichtigungen, endlose Feeds, automatisch abspielende Videos – alles darauf ausgelegt, uns länger auf der Plattform zu halten.

Auf der Toilette, wo wir eigentlich ungestört sind, wird diese Aufmerksamkeitsfalle besonders wirksam. Hier gibt es keine Kollegen, die uns unterbrechen, keine Termine, die drängen. Hier können wir endlich mal „in Ruhe“ scrollen.

Das Fatale: Wir merken oft gar nicht, wie die Zeit vergeht. Was als „kurzer Check der Nachrichten“ beginnt, wird zum ausgedehnten Social Media Marathon.

Die Lösung ist einfacher, als man denkt

Die gute Nachricht: Man muss nicht zum Digital-Verweigerer werden, um gesund zu bleiben. Die Lösung ist simpel und kostet nichts: Das Handy bleibt draußen.

„Behandeln Sie den Toilettengang wie das, was er ist: eine körperliche Notwendigkeit, keine Unterhaltungszeit“, rät Dr. Chen. Wer ohne Ablenkung auf die Toilette geht, ist in der Regel nach drei bis fünf Minuten fertig – genau die Zeit, die der Körper braucht.

Praktische Tipps für den digitalen Entzug

Handy-freie Zone einrichten: Das Smartphone bleibt bewusst außerhalb des Badezimmers. Wer Angst hat, wichtige Anrufe zu verpassen: Die meisten sind nicht so dringend, dass sie nicht fünf Minuten warten können.

Alternative Beschäftigung: Wer wirklich Lektüre braucht, kann zu einem echten Buch oder Magazin greifen. Mit einem definierten Ende ist man schneller wieder aufgestanden.

Achtsamkeit trainieren: Bewusst wahrnehmen, wann der Körper „fertig“ ist, statt automatisch weiterzusitzen.

Neue Routine entwickeln: Den Toilettengang als Mini-Pause vom digitalen Stress nutzen – fünf Minuten ohne Bildschirm können erfrischend sein.

Was das für unsere digitale Zukunft bedeutet

Die Studie zeigt beispielhaft, wie sehr Smartphones unseren Alltag durchdringen – bis in die privatesten Momente. Was auf der Toilette beginnt, setzt sich in anderen Lebensbereichen fort: längere Bildschirmzeiten, weniger Aufmerksamkeit für körperliche Signale, permanente Ablenkung.

Dabei geht es nicht um Technologie-Verteufelung. Smartphones sind großartige Werkzeuge – wenn wir sie bewusst nutzen, statt uns von ihnen nutzen zu lassen.

Das stille Örtchen sollte still bleiben

Am Ende ist es eine Frage der Achtsamkeit: Brauchen wir wirklich 24/7 Unterhaltung? Können wir fünf Minuten ohne Bildschirm aushalten? Die Antwort sollte eigentlich klar sein.

Das stille Örtchen war mal dazu da, zur Ruhe zu kommen. Vielleicht wird es Zeit, diese Tradition wieder zu beleben. Unser Hintern wird es uns danken.


📱 5 Fakten über Smartphones auf der Toilette

  1. Über 90% der Smartphone-Nutzer nehmen ihr Gerät mit aufs Klo (verschiedene Umfragen)
  2. Durchschnittliche Toilettenzeit hat sich seit der Smartphone-Ära verdoppelt
  3. 1000 Teilnehmer der aktuellen US-Studie zeigten klaren Zusammenhang zwischen Handy-Nutzung und Hämorrhoiden-Risiko
  4. Dreifach erhöhtes Risiko bei Toilettensitzungen länger als 10 Minuten
  5. Einfache Lösung: Handy draußen lassen reduziert Toilettenzeit auf natürliche 3-5 Minuten

Schaffst du es auch ohne Handy aufs Klo? Erzähl uns von deinen Erfahrungen mit der digitalen Klo-Pause in den Kommentaren!

Auch Klobetrotter erledigt sein Geschäft stets gründlich. Quellen: PLOS ONE Journal, ORF Science, Spektrum, Der Standard